Grusswort

Stronger together

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die 64. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie (SWDGU) wird vom 19. bis 22. Juni 2024 in Freiburg stattfinden. Dank der exzellenten Arbeit unserer Vorgänger und ihrer Teams fielen die Besucherzahlen und die Resonanz auf die Kongresse der letzten Jahre überaus positiv aus – damit gehört die Hauptveranstaltung der SWDGU zu den größten und attraktivsten Regionalkongressen in Deutschland. Die Arbeit im Vorstand der SWDGU ist geprägt von einer immer konstruktiven, wertschätzenden und freundlichen Atmosphäre, was man auch auf den Jahrestagungen förmlich spüren kann. All das steht in schroffem Gegensatz zu einer aktuell eher düsteren politischen „Großwetterlage“, die uns alle umtreibt.

Am 16. Januar wäre Johannes Rau 92 Jahre alt geworden. Der volksnahe SPD-Politiker wusste: Wenn die Fähigkeit verloren geht, sich gegenseitig zuzuhören und einen respektvollen Diskurs zu führen, ist Demokratie in Gefahr. 1987 stellte Johannes Rau den Leitgedanken „Versöhnen statt spalten“ ins Zentrum seiner Kanzlerkandidatur und damit eine immerwährende Aufgabe für jede demokratische Gesellschaft. Was altbacken klingen mag, ist insbesondere in Zeiten zunehmender Polarisierung das Gebot der Stunde. Wir haben uns an so manches gewöhnt: An Sarkasmus, an Zynismus, an Aufgeregtheiten auch bei allergeringfügigsten Abweichungen von dem, was wir für richtig erachten. Es ist, als herrsche eine „große Gereiztheit“ vor, die auch in unseren Praxen und Kliniken jeden Tag spürbar ist. Gewohnheiten und Gewissheiten werden nicht nur erschüttert, sondern gelöscht. Fast 40 Jahre nach dem Bericht des Club of Rome über die Grenzen des Wachstums ist der ursprünglich forstwissenschaftliche Begriff der „Nachhaltigkeit“ zum zentralen Topos avanciert. Unsere auf Wachstum ausgerichtete Volkswirtschaft ist herausgefordert, der „Standort Deutschland“ gefährdet. Auf eine harte Probe gestellt ist auch unser Gesundheitssystem. Mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz betreten wir Neuland. In der Medizin wird nichts auch nur annähernd so bleiben, wie es ist. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir buchstäblich jede Gelegenheit nutzen, im kollegialen Gespräch zu bleiben und uns nicht aus den Augen zu verlieren: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung. Wenn wir aufhören, uns zu begegnen, ist es, als hörten wir auf zu atmen“ schreibt Martin Buber, und Recht hat er!

Mit den wieder erstarkenden medizinischen Regionalkongressen haben wir in Deutschland die perfekte Plattform, um diesem hohen Anspruch in entspannter und kollegialer Atmosphäre gerecht zu werden. In bewährten und innovativen Formaten werden wir mit klugen Köpfen unmittelbar Praxisrelevantes und Neuartiges diskutieren, überprüfen, wie präzise wir in Diagnostik und Therapie schon sind, und ausloten, wo und wie wir in der Patientenorientierung noch besser werden können. Und vor allem werden wir pflegen, was unser wichtigstes Gut ist: Unseren Nachwuchs.

Verbunden mit einer herzlichen Einladung nach Freiburg bleibt uns nur noch das abgewandelte Versprechen der Blues Brothers: “Wir halten die Band zusammen!

Ihr Christian Gratzke und Elmar Gerharz
Tagungspräsidenten

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